Die Herausforderung: Strongdog Ultratrial

Schauen wir mal über den Tellerrand was unsere Mitglieder so treiben.

100Km kreuz und quer, hoch und runter in Thüringen, ja, da gibt es Berge.

17 Starter, 4 sind angekommen.

Einer davon ist Sita mit Juno, eine von uns, hier mal ihr Bericht:

 

In diesem Jahr steht für Juno und mich Abwechslung auf dem Programm. Also habe ich uns zum SDUT für die Distanz 100 km angemeldet.

Freitagmorgen schnell alles Nötige und viel Unnötiges eingepackt und auf nach Thüringen.
Wir sind einigermaßen gut durchgekommen und waren gegen 17h am Lütsche-Stausee.
Dort haben wir unseren Campingplatz bezogen und startklar gemacht und Juno hat schon mal ihr Abendbrot bekommen. Ich habe mich schon mal umgezogen und meinen Rucksack vorbereitet (gaanz wichtig diesmal: 2 Sätze Cordura 500 Booties, damit Juno sich nicht wieder die Pfoten durchläuft wie beim Dog-Marathon!). Dann war es auch schon Zeit für die Anmeldung, kurze Zeit später für den Vet-Check. Alles okay, wie erwartet. Also direkt zur Nudelparty und da ich den ganzen Tag über zwar reichlich getrunken aber wenig gegessen hatte, habe ich einen ordentlichen Teller Nudeln mit Tomatensoße verputzt. Warum auch nicht, ich wollte ja eigentlich ganz entspannt starten, erst mal gehen und dann irgendwann Laufetappen einlegen. Soweit der Plan.

Direkt weiter ging es etwas verspätet mit dem Sportler-Briefing und dann hieß es auch schon Hund holen, Start war um 20h. Ich war etwas spät am Start, alle anderen hatten ihre Hunde bereits mit zum Briefing genommen, ich wollte Juno aber nicht so hochtouren lassen. So haben wir also das erste Starterfeld von hinten weglaufen sehen. Juno im Laufgeschirr mit Läufern vor uns einreden zu wollen, dass wir ganz gemütlich losgehen ist völlig sinnlos, das war mir dann auch sehr schnell klar. Außerdem hatte ich beschlossen, Juno das Tempo bestimmen zu lassen. Ausbremsen geht ja auch auf die Pfoten, die ich zu dem Zeitpunkt noch als kritischen Punkt gesehen habe.
Also sind wir auch gelaufen. Natürlich nicht im gemütlichen Trab wie die alten Langstrecken-Hasen sondern im Suppenhuhn-Tempo, also für Langstrecke eigentlich viel zu schnell und an dem einen oder anderen vorbei. Zunächst wurde mir mal ganz schnell zu warm – die Jacke wäre für’s Gehen perfekt gewesen….also anhalten, Jacke in den Rucksack verfrachten und weiter geht’s. Als nächstes machten sich die Nudeln bemerkbar. Mein Magen fand es gar nicht witzig, dass ich etwa eine halbe Stunde nach der üppigen Portion direkt losgelaufen bin. Das hat er mich dann auch bis zum Ende fast durchgängig mit Übelkeit und Magenschmerzen im Wechsel wissen lassen.
Es wurde ziemlich schnell dunkel. Auch mit Stirnlampe war es schon eine Herausforderung, den wechselnden und teilweise recht anspruchsvollen Untergrund mit Wurzelpfaden, Schotterpisten und von Forstfahrzeugen ziemlich aufgewühlten Schneisen im Blick zu haben und trotzdem auf die Markierungen zu achten. Der gpx-Track hatte auch mitunter leichte Abweichungen, so dass ich mich jedes Mal gefreut habe, eine Markierung zu sehen. Trotzdem muss irgendwann etwas schief gelaufen sein. An einer Kreuzung, an der ich unsicher war, wie es weitergeht, kamen von hinten Thorben und Samson angelaufen. Thorben meinte, er sei als erster gestartet und sei nicht überholt worden….merkwürdig, eigentlich hatte ich immer Markierungen und habe wohl trotzdem die Verpflegunsstelle 1 verpasst. Kurze Zeit später kam Flo mit seinen drei Huskys von links uns meinte, die Richtung wäre verkehrt. Schnell fanden wir raus, dass es rechts rum gehen müsste und sind dann eine Weile gemeinsam gelaufen, auch wieder mit der einen oder anderen Schlaufe, weil wir doch wieder einen Abbieger übersehen hatten. Irgendwann tauchten auch die beiden Schweizer auf. Scheinbar hat jeder so seine Extrarunden gedreht… Für die nächste Zeit war die Strecke ganz entspannt, mit immer wechselnden Abständen zwischen den einzelnen Teams, aber alle Hunde haben sich gut vertragen und die Stimmung war sehr locker!

Am VP2 wurden wir von Annick und Co versorgt und aufgemuntert und weiter ging’s. Inzwischen waren von Juno aus auch mal Gehetappen erlaubt. Allerdings höchstens so lange, bis einer der anderen in Trab gefallen ist. Da musste sie dann hinterher, am liebsten eigentlich vorbei…wenn’s nicht gerade völlig offroad bergab ging, habe ich Juno das Tempo wählen lassen und hab zwischendurch immer mal wieder angefragt, ob wir nicht mal wieder gehen wollen.

Nach 50 km war der VP im BaseCamp, wo wir nach etwa 7h als erstes Team, allerdings mit den beiden Schweizern dicht hinter mir, von Bernd begrüßt wurden. Tschakka, die Hälfte war geschafft!!

Im BaseCamp habe ich mir erst mal einen Kaffee gekocht und mich zu wenigstens einem halben Hefering gezwungen – mein Magen wollte eigentlich von fester Nahrung die gesamte Strecke über nichts wissen. Der Aufbruch nach einer knappen Stunde Pause zur zweiten Hälfte fiel Juno und mir gleichermaßen schwer, sie hat auf den ersten 50m mehrfach zum Bus zurück gezogen und hätte am liebsten weiter geschlafen. Konnte ich irgendwie verstehen!!

Da Juno ziemlich eckig lief und ich mir nicht sicher war, ob die Pfoten druckempfindlich wurden oder ob es nach der Pause muskulär bedingt war, habe ich ihr kurz nach dem Start den ersten Satz Booties übergezogen. Ich war sehr überrascht, wie gut sie die akzeptiert hat, kein Versuch sie auszuziehen oder irgendwelche Kaspereskapaden! Sehr schön! Allerdings hat sich die Hoffnung, Juno mit den Booties auszubremsen, nicht bestätigt, sie war nach wie vor im Zug. Und meine Beine waren auf der gesamten Vorderseite durch das viele Bergab-Hund-Ausbremsen schon ziemlich hart. Im Verlauf des dritten Viertels wurde es zunehmend anstrengend. Essen mochte ich nach wie vor nichts, an den VPs habe ich mir höchstens eine Cola aufzwängen können. Juno hat es sich aber schmecken lassen und die Versorgungslage für die Hunde war auch nicht schlecht: an jedem VP gab es die Auswahl zwischen Feuchtfutter und Trockenfutter, war sehr in ihrem Sinne!
An der entscheidenden Stelle, auf 75 km zu reduzieren oder die 100 km durchzuziehen, waren Juno und ich zwar platt, aber noch soweit gut davor, dass klar war: wir ziehen durch!

Das letzte Viertel wurde dann für mich sowohl körperlich als auch mental zur Herausforderung!
Zum einen waren die Beine durch das ewige Hund abbremsen inzwischen knallhart und die Etappen mit anspruchsvollem Gelände wurden doppelt anstrengend. Außerdem war die Markierung nicht mehr so gut wie vorher und durch die vielen Abweichungen vom gpx-Track sind wir viele, glücklicherweise meist kürzere Schleifen gelaufen. Am VP6 kam schon mal eine kleine Ernüchterung, die Forerunner zeigte 80,5 gelaufene km an, das Schild an VP6 attestierte leider nur 77 km. Wieviele km wir mehr gemacht haben, weiß ich nicht – die Forerunner hat sich leider bei km 85 etwa ausgeschaltet, wie ich hinterher feststellen durfte, leider ohne zu speichern. Aber irgendwann zerren auch die kleineren Umwege an den Nerven und fordern zusätzliche Pausen. So wurde ich dann auch noch von der einzigen Teilnehmerin, die ich überhaupt auf der zweiten Hälfte getroffen habe überholt.
Wie blank die Nerven liegen, habe ich dann gemerkt als ich mir die kurvige, grobschotterige Forstpiste für etwa 2 km mit den Teilnehmern eines MTB-Rennens teilen musste, die in 100 m Abständen auch gerne im 3er-Pulk auf uns zurasten.
Der nächste Prüfstein war dann ein steiler Abstieg durch’s Unterholz (100 m weiter hätte man übrigens ganz oder zumindest halbwegs entspannt eine Wiese herunterlaufen können…), an dem mir meine völlig verhärteten Beine schon fast den Dienst beim Überklettern kleinerer Baumstämme quittiert hätten.
Den Rest hat mir dann die chaotische Streckenführung gegeben, der gpx ging direkt an der Straße lang, laut Aussage sollte es einen Weg „ganz dicht an der Straße entlang“ geben. Die Markierung lief aber auf einen Weg, der laut Karte einen ziemlich großen Bogen um die Straße geschlagen hat. Ja, was denn nun????
Wäre mir da ein Taxi vor die Füße gefahren, ich hätte es genommen, ganz bestimmt!!!
Wir sind dann also ein ganzes Stück an dieser elenden Straße entlang geschlichen in der Hoffnung, von den um die Kurven schießenden Autofahrern rechtzeitig gesehen zu werden…hat auch geklappt. Trotzdem war ich inzwischen ziemlich durch mit den Nerven und habe Juno zunehmend vollgejammert, sie möge doch biiiiitte aufhören so zu ziehen, ich könnte das wirklich nicht mehr laufen…Juno hat das ganze Gejammer fröhlich ignoriert und weiter gezogen und gezogen…

Inzwischen waren Junos Booties im Krallenbereich ziemlich durchgeschrubbt, also sicherheitshalber noch mal Booties gewechselt, besser ist.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir dann endlich VP7 erreicht!!! Das Schild sagte, noch 8 km. Okay, das schaffen wir jetzt aber auch noch!! Irgendwie…

Das Wissen, jetzt aber wirklich auf der Zielgeraden zu sein, hat dann bei mir noch mal die letzten Reserven freigesetzt, Juno war nach wie vor im leichten Zug.
Auf den letzten Kilometern kam mir ein Auto mit Teilnehmern entgegen, die nach einem verlorenen Kopfhörer suchten und netterweise Annick angerufen haben, um meine Ankunft anzukündigen, da für 18h die Siegerehrung geplant war. Ich war immer noch auf Stand Siegerehrung Sonntag morgen um 10h….? Naja, egal. Für Beschleunigungsrennen war eh keine Kapazität mehr bei mir vorhanden, die Uhr eh ausgeschaltet…

Aber wir waren pünktlich zur Siegerehrung um 18:00 h nach 22 Stunden im Ziel!
Wir waren beide ziemlich platt, wobei Juno deutlich besser davor war als ich!
Ihr massiver Zug vor allem bergab hat mich ganz enorm Kraft gekostet, so dass ich ab der Hälfte ziemlich steife Beine hatte. Durch den schnellen Start nach der Nudelparty und die vermutlich daher kommenden Magenprobleme konnte ich zwischendurch außer einer Banane und einem Schokoriegel einfach nichts herunterbringen. Hat die Energiereserven vermutlich auch nicht gerade bereichert.

Aber Juno war einfach nur großartig!
Alle Situationen hat sie ganz souverän überstanden, egal ob das Kontaktaufnahme durch andere Hunde, plötzlich auftauchende Gestalten in der Dunkelheit an der VP2, die Mountainbiker oder sonstige Begegnungen und zum Schluss mein dauerhaftes Gejammer waren! Juno war die ganze Zeit entspannt, freundlich und vorwärts orientiert. Ich bin mächtig stolz auf mein Suppenhuhn und auch auf mich, dass ich nicht auf den letzten 15 km das Handtuch geschmissen habe….geht doch!!!

Ein absolutes Rätsel ist mir allerdings, woher Juno diese unglaubliche Kondition hat…?

Bei aller Anstrengung war es für uns beide als Team eine tolle Erfahrung!
Außerdem haben wir beide wieder viel dazu gelernt und sind gespannt, was wir noch so alles unter Pfote und Fuß nehmen!
…und eines schönen Tages werden wir hoffentlich unser Kompromiss-Tempo finden!

 

Kommentare sind geschlossen.